Olympia, die ersten Goldmedaillen im Rudern durch eine konsequente Rudertechnik.
Rudern nimmt in der Liste der gesündesten Sportarten einen der vorderen Plätze ein. Da sehr viele Muskelgruppen beansprucht werden und gleichzeitig auch noch Ausdauer und das Herz-Kreislauf System trainiert werden.
Beim Sportrudern ist aber auch noch die körperliche Koordination ein wichtiger Faktor der über Sieg oder Niederlage entscheiden. Denn nur über eine konsequent durchgeführte Rudertechnik lässt sich die hohe konditionell erreichte Körperleistung in eine hohe Bootsgeschwindigkeit umsetzen. Dabei kommt es insbesondere auf Gleichmäßigkeit in allen Phasen des Durchzuges und auf die verlustarme Freilaufgestaltung an.
Jeder kennt das. Das Boot wird mittels Ruder angetrieben weil die Ruderblätter ins Wasser eingetaucht werden und durch eine Zugbewegung am anderen Ende der Ruder, dem Innenhebel, bewegt werden.
Durchzug
Der Durchzug läßt sich in drei Phasen einteilen. Der Vorder-, Mittel- und Endzug. Am Anfang der Ruderbewegung leisten ausschließlich die Beine alle Arbeit wobei die Arme in natürlicher Position gestreckt bleiben. Der Oberkörpereinsatz beginnt im weiteren Verlauf des Vorderzuges und erstreckt sich über den weiteren Verlauf des Ruderschlages. Er verbindet weiterhin, mit seiner dynamischen Bewegung, die einzelnen Phasen des Ruderzuges. Der Mittelzug ist bestimmt durch die Überlagerung des Beinstoßes und des Armzuges um Krafteinbrüche in der Ruderbewegung zu vermeiden. Alle Teilbewegungen müssen perfekt auf einander abgestimmt sein damit das Boot seine Beschleunigungsbewegung beibehält. Der Entzug ist dominiert durch eine Arm- und Schulterbewegung. Der Entzug wird durch absenken der Unterarme mit gleichzeitigem ausheben der Ruderblätter beendet.
Freilauf
Nach Beendigung des Ruderschlages muss der Ruderer die Ruder wieder in die Ausgangsposition bringen. Diese Bewegung wird beim Rudern Freilauf genannt und wer hätte gedacht das auch diese Bewegung Einfluss auf die Bootsgeschwindigkeit haben kann. Nicht weil die Ruder nicht hoch genug ausgehoben wurden sondern weil die Bewegung des Sportlers mit dem Rollsitz, auf dem Sportler sitzt, nicht gleichmäßig ist.
Massenverschiebung
Denn bei physikalischer Betrachtung stellt sich heraus das Ruderboot und Sportler ein Gesamtsystem bilden. Da der Sportler über drei Punkte mit dem Rudersystem verbunden ist, Stemmbrett, Rollsitz und Innenhebel der Ruder, handelt es sich hier um ein Gesamtsystem das nach dem Gegenwirkungsprinzip reagiert. Und speziell in der Freilaufphase findet eine Wechselwirkung zwischen Ruderer (Aktion) und Ruderboot (Reaktion) statt.
In der Praxis kann das Verhältnis der Teilmassen der Rudermannschaft zum Ruderboot und Ruder 6:1 betragen. Laut dem 3. Newton’schen Axiom gilt in geschlossenen Systemen, die Aktion ist gleich der Reaktion. Die Formal dazu lautet:
Bezogen auf den Freilauf gilt somit das die Bewegung des Sportlers entgegen der Fahrtrichtung das Ruderboot beschleunigen und zwar sechsmal mehr als seine eigene Bewegung in der Auslage.
Und gerade diese Beschleunigung des Ruderbootes kann zum Problem werden. Eine alte Ruderweisheit besagt „Lang läuft“ aber auch hier gibt es die Wasserwiderstandskraft die entgegen der Fahrtrichtung des Ruderbootes wirkt und somit die Bootsgeschwindigkeit verringert. Diese Widerstandskraft ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Ruderbootsgeschwindigkeit, Anströmfläche, Dichte der Flüssigkeit und einem Widerstandsbeiwert. Den größten Einfluss auf diese Kraft hat aber die Bootsgeschwindigkeit da sie im Quadrat in die Berechnung einfließt. Daraus ergibt sich folgende angepasste Berechnungsformel
Folgendes Berechnungsbeispiel soll die Zusammenhänge verdeutlichen.
In der Annahme das das Boot in der Freilaufphase über 2 Sekunden mit einer gleichbleibenden Geschwindigkeit von 5 m/s fährt wären die Faktoren gleich 1. Somit errechnet sich folgende Wasserwiderstandskraft.
Gestaltet sich die Bootsgeschwindigkeit dagegen ungleichförmig über die Zeit der Freilaufphase zum Beispiel in der Anfangsphase 3 m/s und in der Endphase 7 m/s errechnet sich folgende Wasserwiderstandskraft
Die Wasserwiderstandskraft ist im zweiten Fall um 16% höher.
Aus diesem Grund wird bei Trainingseinheiten auch die Bewegung Rollsitzes in der Freilaufphase gemessen. Dazu wird ein Messaufnehmer über einen Faden mit dem Rollsitz verbunden und dient somit als Geschwindigkeitsmesser für die Bewegung des Rollsitzes. Und somit kann festgestellt werden ob der Sportler eine gleichmäßige Bewegung vollführt um den Wasserwiderstandswert so gering wie möglich zu halten.